Adipositas Chirurgie

Unter Morbider Adipositas versteht man krankhaftes Übergewicht. Als Maß für die Adipositas gilt der Body Mass Index (BMI = kg/m²). Von der WHO wurden Grad II und III als Krankheit 1997 anerkannt (siehe Tabelle).

 

Das krankhafte Übergewicht stellt für die Betroffenen nicht nur eine Einschränkung Ihres sozialen Freiraumes und der Akzeptanz dar, es führt zu Folgeerkrankungen wie Diabetes Mellitus, Bluthochdruck, Herz-, Kreislauferkrankungen und Schlafstörungen. Weiters wird der Bewegungsapparat beeinträchtigt und das Risiko an einem Krebsleiden zu erkranken ist auch erhöht. Die Morbide Adipositas stellt somit ein beträchtliches Gesundheitsrisiko für den Betroffenen dar.

Kategorie

BMI (kg/m<sup>2</sup>)

Risiko für

Begleiterkrankungen

Untergewicht

< 18.5

niedrig

Normalgewicht

18.5 – 24.9

durchschnittlich

Übergewicht

Präadipositas

Adipositas Grad I

Adipositas Grad II

Adipositas Grad III

>= 25.0

25.0 – 29.9

30.0 – 34.9

35.0 – 39.9

>= 40

gering erhöht

erhöht

hoch

sehr hoch

 

Einteilung der Adipositas

Gewichtsabnahme: 

Es gibt unzählige Diäten die zumeist nur kurzfristig Erfolg verschaffen. Bewegung (Sport) ist ab einem zu hohen BMI nur mehr eingeschränkt möglich, sodass mit der chirurgischen Behandlung eine Chance besteht, die Patienten vor allem vor den Begleiterkrankungen zu bewahren.

Welcher Patient ist für welche OP geeignet?

Eine OP Indikation besteht bei Personen mit einem BMI von 35 zuzüglich schwerwiegender Begleiterkrankungen oder einem BMI ab 40, bei denen konservative Maßnahmen vergeblich waren. 

Vorbereitung­:

In Österreich sind die Regelungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

 

Unabhängig von Verordnungen der Krankenkassen wird bei uns jeder Patient interdisziplinär durch unser „Adipositasteam“ vorbehandelt. Dieses Team setzt sich zusammen aus:

  • Gastroenterologen (v.a. Diabetologen)
  • Psychologischer Dienst
  • Diätberatung
  • Physiotherapie
  • Chirurgie

 

Als Voruntersuchung präoperativ führen wir ambulant eine Magenspiegelung durch. 

Operationen: 

Es werden vom Wirkmechanismus 2 Verfahren unterschieden:



Solche, die die Nahrungsaufnahme einschränken (Magenband, Sleeve, ...) und solche, die die Resorption verringern (Biliopancreatische Diversion). Der Bypass stellt eine Kombination aus verminderter Aufnahme und verminderter Resorptionsfläche dar.

 

Die Operationen werden im Allgemeinen über eine Bauchspiegelung durchgeführt.

Bauchspiegelung (Laparoskopie):

Durch einen Schnitt im Nabelbereich bzw. im linken Mittelbauch wird über ein Führungsrohr unter Beleuchtung ein optisches Instrument eingeführt. Um eine gute Sicht im Bauchraum zu ermöglichen, wird Kohlensäuregas über das Führungsrohr - oder bereits zu Beginn des Eingriffes mit einer Spezialnadel - in die Bauchhöhle eingeleitet. Durch zusätzliche kleine Schnitte werden bis zu vier weitere Führungsrohre für spezielle Operationsinstrumente (feine Zangen und Scheren, Ultraschallskalpell, Nahtgerät) eingebracht. Der Eingriff wird unter Sicht auf das Operationsfeld über einen Bildschirm durchgeführt.

Das Verstellbare Magenband:

Hierbei wird über eine Bauchspiegelung ein Silikonband um den Mageneingang fixiert, welches durch Befüllen und Entleeren über einen Port (Ventil unter der Haut) adjustiert werden kann (der Durchmesser wird größer oder kleiner und damit der Durchtritt der Speisen durch den Magen kontrolliert).

 

Ziel:

Es wird rasch ein Sättigungsgefühl erreicht, dadurch soll die Nahrungsaufnahme verringert werden. 

 

Nachteil:

 

Das System kann leicht überlistet werden (Trinken von Schlagobers, Eis,..)

 

Bei diesem Operationsverfahren ist auf jeden Fall eine Umstellung des Ernährungsstils erforderlich (weg vom Naschen hin zu regelmäßigen Mahlzeiten). Kalorienhältige Getränke dürfen ebenfalls nicht getrunken werden. 

 

Komplikationen:

 

Selten kann es zum Einschnüren der Magenwand bis hin zum Einwachsen in die Magenwand kommen. Dies kann eine Entfernung erforderlich machen.

 

Die Speiseröhre kann sich oberhalb des Bandes ausweiten.

 

Das System kann undicht werden.

 

Das System (der Port) kann sich infizieren.

 

Erwartetes Ziel:

 

Reduktion des Körpergewichts um 40-60%.

 

Adipositaschirurgie 

 

Bild 1: Magenband

Gastric Sleeve:

Bei diesem Verfahren wird über eine Laparoskopie der Magen stark verkleinert, indem die linke Magenhälfte entfernt wird und ein Schlauchmagen gebildet wird. Es wird ein Zustand ähnlich dem Magenband erreicht, bei dem ein kleiner „Restmagen“ sehr rasch zu einem Sättigungsgefühl führt.

 

Zielgruppe:

 

Dieses Verfahren wird derzeit gerne bei extrem adipösen Patienten (BMI > 60) angewendet. Es kann als Erstschritt OP zur Vorbereitung für eine Bypass OP geplant sein.

 

Voraussetzung:

 

Hohe Mitarbeit des Patienten – wie beim Magenband, kann das System überlistet werden 

 

Komplikationen:

 

Der Schlauch kann sich wieder ausdehnen und die Gewichtsreduktion verringern. Die Naht könnte nach Abtrennen des Restmagens undicht werden und eine Reoperation erforderlich machen.

 

Erwartetes Ziel:

 

Reduktion von 40-60% des KG in 2 Jahren.

 

Adipositaschirurgie

 

Bild 2: Sleeve Resektion 

Magen Bypass:

Bei dieser Operation wird laparoskopisch einerseits der Magen bis auf wenige ml verkleinert, gleichzeitig wird der Dünndarm „abgekürzt“. Das heißt, dass die Nahrung nicht mehr durch den ganzen Dünndarm fließt. Somit erhalten wir eine Kombination aus Einschränkung der Nahrungsaufnahme und Absorption der Nährstoffe.

 

Vor allem in den letzten Jahren hat sich dieses Verfahren bei den Patienten besonderer Beliebtheit erfreut. 

 

Zielgruppe:

 

Patienten mit BMI 40-60.

 

Ziel:

 

Gewichtsreduktion von 50-75% des Körpergewichtes. 

 

Komplikationen:

 

Eine Anastomose (Naht zwischen Magen und Dünndarm oder Dünndarm und Dünndarm) wird undicht.

 

Frühdumping: Zu große Mengen an Nahrung führen über einen Dehreflex des Restmagens und des Dünndarms zum Wassereinstrom in den Darm aus dem Gewebe. Dies kann Blutdruckabfall und Kollaps zur Folge haben.



Spätdumping: Ein zu hoher Kohlehydrat Anteil in der Nahrung kann zu einer zu hohen Insulinausschüttung kommen. Dies wiederum kann zu Unterzucker und Kollaps führen.

 

Postoperativ:

 

Am ersten Tag nach der Operation wird mittels Kontrastmittel und Röntgen die Dichtheit aller Anastomosen geprüft. Dann kann der Patient wieder zu trinken beginnen. Begleitet wird der Patient während des gesamten Aufenthaltes von der Diätberatung, welche bei der täglichen Visite mit anwesend ist. 

 

Adipositaschirurgie

 

Bild 3: Magenbypass

Operationen mit biliopancreatischer Teilung:

Diese Verfahren werden in Europa derzeit nur bei bestimmten Indikationen selten durchgeführt. 

 

Operation nach Skopinaro:

 

Bei diesem Eingriff werden zwei Drittel des Magens entfernt. Der Magenstumpf wird mit einer Dünndarmschlinge verbunden, wobei die Gesamtlänge des Dünndarms der von der Nahrung durchquert wird nur mehr 2,5 Meter beträgt. Die vom Zwölffingerdarm kommende Schlinge, die die Verdauungssäfte führt wird ca. 1 Meter vor der Mündung des Dünndarms in den Dickdarm in den unteren Dünndarm eingesetzt. 

 

Adipositaschirurgie


Bild 4: Operation nach Skopinaro

 

Duodenalswitch:

 

Diese Operation ist eine Kombination von Sleeve-Gastrectomy und biliopankreatischer Teilung. Der Eingriff am Magen erfolgt wie bei der Sleeve-Gastrectomy. Der Zwölffingerdarm wird dann knapp unterhalb des Pförtnermuskels wie bei der Operation nach Skopinaro mit dem Dünndarm verbunden.

 

Adipositaschirurgie

 

Bild 5: Duodenalswitch